Eines Tages wurde ein Adler von einem Jäger gefangen. Dieser stutzte ihm die Flügel, sodass der Adler nicht mehr fliegen konnte, und nahm ihn mit zu sich nach Hause, dort ließ er den Adler zusammen mit den Hühnern leben. Es kränkte den Adler, dass er nicht mehr fliegen konnte und zudem noch draußen in der Scheune mit den Hühnern leben musste. Aus seinem Stolz heraus nahm er keinen Bissen Nahrung mehr zu sich. Als der Jäger sah, dass der Adler von Tag zu Tag schwächer und kränker wurde, beschloss er den Adler zu verkaufen. Es dauerte auch nicht lange, dann kam ein anderer Jäger vorbei und kaufte ihm den Adler ab.

Dieser Jäger unterschied sich von dem Ersten, anstatt dass er dem Adler die Flügel stutzte, pflegte er dessen Wunden und ließ die Flügel wieder wachsen. Auch behielt er den Vogel bei sich im Haus und nicht bei den anderen Tieren. So wurde der Adler schnell gesund und auch seine Flügel wuchsen rasch. Sodass er eines Tages wieder fliegen konnte, als es so weit war, hob er mit kraftvollen Schwüngen vom Boden ab. Er drehte ein paar Runden über einem nahe gelegenem Feld, stieß dann pfeilschnell herab und packte mit seinen scharfen Krallen einen Hasen. Den Hasen brachte er als Geschenk zu seinem Herrn.

Ein Fuchs der das alles sah, sprach zu dem Adler: »Nicht deinem neuen Herrn solltest du Geschenke machen, sondern deinem alten Herrn! Dein neuer Herr ist von Natur aus gut, aber deinen alten Herrn musst du dir zum Freund machen. Für den Fall, dass er dich noch einmal fängt, wird er dir dann nicht wieder die Federn stutzen! «


Und die Moral von der Geschichte ist, gute Menschen muss man für ihre guten Taten nicht mit Geschenken belohnen, aber schlechte Menschen lassen sich mitunter durch List und Geschenke umstimmen beziehungsweise für sich einnehmen.

Last modified: Wed Nov 4 20:13:55 CET 2015