Es war zu der Zeit als alle Tiere noch die gleiche Sprache. Da wurden ein Adler und eine Füchsin beste Freunde. Und sie waren so gut miteinander befreundet, dass sie zusammenwohnen wollten, da sie dachten, dies stärkt ihre Freundschaft. Dazu begaben sie sich auf die Suche nach einem geeigneten Ort, kurze Zeit später fanden sie einen großen Baum, der auf einer Lichtung stand. Der Adler baute sich in der Krone des Baumes ein Nest, während die Füchsin eine Baumhöhle am Fuße des Baustammes bezog. Etwa zu der Zeit, als die Jungen des Adlers aus ihren Eiern schlüpften, brachte die Füchsin ihre Jungen in der Höhle zur Welt. Es war eine schöne Zeit. Aber sie währte nur kurz. Als sich die Füchsin wieder einmal auf die Suche nach Nahrung begab, blieben die Jungen alleine in der Baumhöhle zurück.

Diesen Augenblick nutzte der Adler aus und raubte die Jungen der Füchsin, brachte sie in sein Nest, wo er sie zusammen mit seinen Jungen aß. Als die Füchsin zurückkam und sah, wie der Adler und dessen Jungen, ihre Jungen verspeisten, brannte in ihr der Zorn. Nicht nur das Geschehene, sondern auch über ihre eigene Hilflosigkeit. Weder konnte sie wie Katze den Baum hochklettern, noch konnte sie wie ein Vogel hoch in den Baum fliegen. So verfluchte sie den Adler und seine Jungen, auf das diese das Schicksal ihrer Jungen teilen sollten.

Die Füchsin musste nicht lange auf Bestrafung des Verräters warten. Denn zu jener Zeit brachten die Bewohner eines Dorfes auf einer nahegelegen Wiese ihren alten Göttern regelmäßig Brandopfer dar. So begab es sich, dass die Menschen eine Ziege als Opfertier zu Ehren ihrer Götter verbrannten. Nachdem Ende der Feier gingen sie nach Hause zurück. Da kam der Adler herbei geflogen und packte die Reste der Ziege. Dabei übersah jedoch, dass sich an der Ziege ein noch glimmendes Stück Holzkohle befand. Als er mit der Ziege sein Nest erreicht hatte, kam plötzlich ein starker Wind auf und entfachte die Glut von Neuem. Da das Nest aus dünnen trockenen Ästen bestand, fing es sofort Feuer. Die Jungen des Adlers waren noch nicht flügge, das heißt sie konnten noch nicht selbst fliegen, und verbrannten elendig in ihrem Nest. Die verbrannten Jungen und der Rest vom Nest fielen vom Baum herab auf die Erde. Die Füchsin die das Ganze von ihrem Versteck aus beobachtet hatte, kam angelaufen und aß die Jungen des Adlers auf. Diesmal musste der Adler hilflos mit ansehen, wie sie seine Jungen fraß.


Die Moral von der Geschichte ist, dass der Verräter zwar der Bestrafung durch den Verratenen entgehen kann, aber nicht der Strafe des Schicksals entkommen kann.

Last modified: Wed Nov 4 20:05:20 CET 2015